Arbeiten in den USA [Business-Knigge USA]
Zwischen der deutschen und der amerikanischen Arbeitswelt gibt es einige Unterschiede, die bei Geschäftsbeziehungen mit den USA schnell übersehen werden können. Lese im Folgenden, worauf es ankommt.
Amerikanische Filme, Mode, Fast Food – die Amerikaner sind uns sehr ähnlich, meinen viele. Zwar sehen wir schon bei unseren Nachbarländern kulturelle Unterschiede, doch bei den „Amis“ sind wir uns dessen viel weniger bewusst. Dass es beim Business in den USA aber signifikante Differenzen gibt – das merken viele erst, wenn bereits etwas schiefgelaufen ist.
Auch wenn uns die Sprache geläufig ist wie keine andere, glauben wir oft, dass wir uns nun auch verstehen. Doch ist es nicht nur das gleiche Vokabular, das wir verwenden. Die Vorstellungen und Assoziationen, die wir mit bestimmten Begriffen oder Redewendungen verbinden, können sich grundlegend voneinander unterscheiden.
Die Begrüßung
Schon in den ersten Sekunden des Aufeinandertreffens können Missverständnisse entstehen. So hat die amerikanische Begrüßung mit „How are you?“ eben nicht die gleiche Bedeutung wie: „Wie geht es dir/Ihnen?“ Aus diesem Grund solltest du auf keinen Fall mit der Ausführung deiner emotionalen oder physischen Zustands antworten – die Antwort lautet stets: „Fine, thanks!“ Und sogar das muss nicht jedes einzelne Mal sein, manchmal geht es auch ganz ohne Antwort.
Beachte bitte, dass die Kommunikation in der amerikanischen Arbeitswelt stark standardisiert ist. Ihre ungeschriebenen Regeln werden stets von allen eingehalten. Somit ist eine freundliche Begrüßung lediglich ein Ausdruck der Höflichkeit und nicht der persönlichen Anteilnahme.
Freundlichkeit und Höflichkeit
Die professionelle Freundlichkeit der Amerikaner sorgt immer wieder für Irritationen oder Missverständnisse. Bei Deutschen gelten sie zwar als freundlich, jedoch auch als oberflächlich. Deutsche wirken im Gegenzug auf US-Amerikaner formal und ehrlich – manchmal bis hin zur Unhöflichkeit. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Untersuchungen des Psychologen Kurt Lewin zufolge ordnen Amerikaner ihren Alltag in verschiedene Abteilungen ein, zum Beispiel Beruf, Hobby, Weiterbildung oder Freizeit. Ebenso werden die menschlichen Beziehungen den einzelnen Bereichen zugeordnet, somit gehen keine weiteren Verpflichtungen damit einher. Die Deutschen dagegen achten zu Beginn eher auf Distanz und Formalität, jedoch kann, wenn die Beziehung weiter fortgeschritten ist, die Kommunikation über fast alle Bereiche erfolgen. Hierbei werden aber bei den Amerikanern die Abteilungsgrenzen überschritten.
Nähe und Distanz
Die Aufteilung in die verschiedenen Lebensbereiche gibt auch über das häufig kritisierte Rollenverhalten der Amerikaner Aufschluss. So sprechen sie ihre Geschäftspartner schon bald mit dem Vornamen an oder laden ihre Geschäftspartner bereits beim ersten Gespräch nach Hause ein. Einen Tag später allerdings gebärden sie sich im Verhandlungsgespräch als knallharter Gegner, nur sich um anschließend wieder in herzlichster Freundschaft zu verabschieden. Auf Deutsche wirkt dieses Verhalten sehr befremdlich, doch eigentlich ist es ganz einfach: Man ist innerhalb kurzer Zeit in zwei verschiedene Abteilungen mit unterschiedlichen Gesprächsstilen gelangt. Merke dir daher bitte, dass die Ansprache mit „friend“ nicht bedeutet, dass du nun mit der Person in einem freundschaftlichen Verhältnis stehen. Auch eine Einladung nach Hause wird oft falsch verstanden denn sie bedeutet lediglich die Möglichkeit, das Gespräch auf höfliche Weise zu beenden.
Pünktlichkeit und Zeit-Management
Beim Zeitverhalten sind sich Deutsche und Amerikaner relativ ähnlich. Abläufe werden stets in Teilabschnitte unterteilt und einer nach dem anderen erledigt. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede. Die Deutschen sehen sich als Meister der Pünktlichkeit, doch die Amerikaner sind es tatsächlich. Sie beginnen ihre Meetings auf die Minute genau, und ein gestresstes Zuspätkommen bedeutet hier nicht etwa Fleiß oder Geschäftigkeit, sondern einfach nur ein schlechtes Zeitmanagement und somit Unprofessionalität.
Lob vers. Kritik
In der Regel erwarten die deutschen Berufstätigen kein großartiges Lob von ihren Vorgesetzten, bloß weil sie ihre Arbeit ordentlich gemacht haben. Bei Beanstandungen erwarten sie allerdings, dass die Kritik direkt erfolgt und dabei nicht um den heißen Brei geredet wird. Das absolute Gegenteil ist in den USA der Fall, denn die Amerikaner sind gewohnt, stets gelobt und motiviert zu werden. Das Kritikverhalten in den Staaten gleicht eher den asiatischen Ländern als der deutschen Direktheit. Das bedeutet, dass Kritik hier nur in Watte gepackt erfolgen sollte und du stets mit den positiven Aspekten der Arbeit beginnen solltest. Die anschließende Kritik erfolgt indirekt und im Vier-Augen-Gespräch – niemals vor der Gruppe. Zum Ende sollte noch ein positiver Zukunftsausblick gegeben werden. Das Gleiche gilt für den Umgang mit Misserfolgen. Sie gelten als die Stufen auf dem Wege zum Erfolg. Wer also einmal beruflich gescheitert ist, der gilt weiterhin als kreditwürdig, denn höchstwahrscheinlich wird er den gleichen Fehler nicht noch einmal machen.
In diese Fettnäpfchen tappen die Deutschen
Wenn Deutsche zu US-Konzernen wechseln, planen sie meist sehr genau und lange, da ihnen die Qualität ihrer abgelieferten Arbeit sehr wichtig ist. Dies kann in der amerikanischen Arbeitswelt zu Missverständnissen führen, denn eine hohe Genauigkeit ist in manchen Branchen kein Vorteil. Sofortiges Handeln und schnelle Ergebnisse werden beim Business in den USA erwartet. Deutsche Führungskräfte wollen außerdem gerne wissen, mit wem sie es zu tun haben, und treten bei den Amerikanern mit allzu persönlichen Fragen häufig ins Fettnäpfchen.
Hieran scheitern Manager aus den USA
Auch die deutsche Arbeitswelt hat in sich. Amerikaner, die zu deutschen Unternehmen wechseln, verzweifeln häufig am langsamen Tempo und den unklaren Prozessen. Sie können ihre Projekte nicht in der gewohnten amerikanischen Geschwindigkeit durchführen, was sich oft in Frustration äußert. Auch die Hire-and-fire-Mentalität gibt es in Deutschland deutlich seltener, sodass es schwer wird, sich schnell von ungewünschten Mitarbeitern zu trennen. Amerikanische Manager fühlen sich daher oft in ihrem Entscheidungsspielraum eingeschränkt.
Fazit:
Aufgrund vieler Ähnlichkeiten zwischen Amerikanern und Deutschen werden häufig wichtige kulturelle Differenzen übersehen. Beim Wechsel in die amerikanische Arbeitswelt solltest du daher bereits im Vorfeld gut hinsehen und sich mit dem Knigge für die USA vertraut machen. Die neue Arbeitsumgebung bietet einige Fallstricke, aber auch viele Chancen für einen Perspektivwechsel. Nur wenn du dich über die kulturellen Unterschiede bewusst bist, kannst du das Geschäftspotenzial auch voll nutzen.
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